Einleitung – auf Grund der kleinen Größe ist der Eisvogel trotz der Farbenpracht sehr unscheinbar. Am ehesten kommt man auf seine Spur durch seine einzigartigen Rufe. 

 

0. Überblick

1.Einordnung 2.Zahlen 3.Aussehen 4.Verbreitung 5.Ernährung 6.Feinde 7.Fortpflanzung 8.Verhalten 9.Sinne 10.Besonderheiten 11.Steckbriefquellen 12.Copyright Bild

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1. Einordnung

Klasse: Vögel

Ordnung: Rackenvögel

Familie: Eisvögel

Gattung: Eigentliche Eisvögel, die 40 Arten umfasst

Art: Eisvogel

Verwandtschaft: Der Eisvogel ist Teil einer bunten Verwandtschaft, zur Ordnung der Rackenvögel zählen in Europa die Blauracke und der Bienenfresser. Allen gemein ist das farbenprächtige Gefieder, Brüten in Höhlen, eine gedrungene Gestalt und ein kräftiger Schnabel.


2. Zahlen

Länge: 17 cm

Schnabellänge: 4 cm 

Spannweite: 25 cm

Gewicht: 35 – 42 g

Nahrungsgröße: Der Eisvogel kann Fische mit bis zu 9 cm Länge und 2 cm Höhe verschlingen. Bei dünnen Arten sogar bis zu 12 cm Länge.

Nestgröße: Kessel ist 17 cm im Durchmesser und 12 cm hoch. Zugang zum Kessel ist 40 – 80 cm lang bei etwa 10 cm Durchmesser.

Eigröße: 22,5 mm x 18,5 mm

Eigewicht: 4,4 g

Sterblichkeit Jungtiere: Sehr hoch, 80 % der Jungvögel sterben zwischen dem Verlassen der Bruthöhle und der folgenden Brutsaison.

Sterblichkeit Erwachsene: 70 % der Altvögel sterben im Verlauf eines Jahres.

Geschwindigkeit: Beim Stoßtauchen bis zu 40 km/h. Beim Horizontalflug durchschnittlich 60 km/h, in Ausnahmefällen bis zu 90 km/h.

Zugstrecke: Bis 4.000 km – dies betrifft Eisvögel die in Osteuropa/Russland oder Mittelasien beheimatet sind. In Deutschland überwiegend Standvogel oder Teilzieher.

Lebenserwartung: 3 Jahre, selten werden die Eisvögel bis zu 5 Jahre 

Bestand Deutschland: 12.000 Brutpaare. Brutplatzangebot ist der limitierende Faktor. 

Bestandstrend Deutschland: stabil mit + 29 %

Bestand Österreich: 500 Brutpaare

Bestand Schweiz: 500 Brutpaare

Bestand Europa: 160.000 Brutpaare

Bestand Weltweit: 800.000 Brutpaare


3. Aussehen

Allgemein: Kurzer gedrungener Körper mit kurzen Beinen und kurzen Schwanzfedern. Breite Flügel. Großer Kopf mit langem spitzen Schnabel.

Oberseite blau und Unterseite orange. Weiße Kehle und weiße Halsseitenflecken.

Geschlechterunterschied: Beim Männchen ist der Schnabel schwarz und beim Weibchen ist der Unterschnabel orange mindestens von der Basis bis zum vorderen Drittel.

Jungvögel: Haben dunkelbraun gefärbte Füße. Kurzer Schnabel mit hellem Fleck an der Spitze und Brustfedern mit dunklen Spitzen.

 

4. Verbreitung 

Verbreitung: Mitte und Süden Europas. Teile Asiens. Nordafrika. Vereinzelt in Australien.

Lebensraum: Lebt an langsam fließenden oder stehend klaren Gewässern mit Kleinfischbestand. Benötigen ganzjährig offenes Süßwasser. Außerdem muss das Gewässer von Gehölzen umgeben sein und Sitzwarten für den Eisvogel bieten. 

Zugvogel: In Deutschland überwiegend Standvogel oder Teilzieher. Im Osten Europas und Mitte Asiens zieht der Eisvogel im Winter nach Nordafrika und in südlichere Teile Asiens.

In Deutschland wird der Eisvogel immer mehr zum Standvogel, da die Winter milder werden. In Deutschland gibt es aber auch noch Eisvögel die Teilzieher sind. Darunter versteht man Vögel bei denen nur ein Teil der Population im Winter das Gebiet in Richtung Süden verlässt, der andere Teil bleibt im Brutgebiet. Zu meist sind es die Männchen die bleiben und die Weibchen oder Jungvögel machen sich Richtung Süden auf.

Beobachtung in Deutschland: Ganzjährig möglich

Gefährdung in Deutschland: Nicht gefährdet


5. Ernährung 

Nahrung: 

Süßwasserfische, Wasserinsekten, Kleinkrebse, kleine Frösche, Kaulquappen

Eisvögel fressen Süßwasserfische wie junge Bachforellen, Gründlinge, Elritzen, Plötzen, Döbel, Rotfedern oder Stichlinge.

Typ: Hauptsächlich Fischfresser

Ort: Im Wasser

Jagdmethode: Stoßtauchen

Hierbei sitzt er auf Ästen die etwa 1 bis 2 Meter über das Wasser ragen. Das Eisvogel Auge nimmt dabei 150 Eindrücke pro Sekunde wahr, das menschliche Auge nur etwa 50. Daher kann der Eisvogel Bewegungen hervorragend wahrnehmen. Sieht er dann einen Fisch, wird anvisiert und dann schießt er wie ein Pfeil mit gestrecktem Körper und angelegten Flügeln ins Wasser und taucht dabei bis zu 60 cm ein und binnen etwa einer Sekunde taucht er dann mit der Beute wieder auf, bleibt dann kurz mit ausgebreiteten Flügeln auf der Wasseroberfläche liegen und fliegt dann weg. Dabei erreicht er Eintauchgeschwindigkeiten bis 40 km/h! Das Ganze dauert 2 – 3 Sekunden. Beim Eintauchen bleiben die Augen offen und sind geschützt durch die Nickhaut.

Kleine Fische werden sofort verschlungen. Große Fische werden auf den Ast geschlagen und totgeschüttelt. Dann im Schnabel gewendet und mit dem Kopf voraus verschlungen. Unverdauliches wird als Gewölle etwa zwei Stunden danach herausgewürgt.

Hat der Eisvogel einen Fisch im Schnabel deren Kopf aus dem Schnabel herausschaut dann ist dieser für den Nachwuchs bestimmt oder wird vom Männchen dem Weibchen als Brautgeschenk übergeben.

Nahrungsmenge: Der Stoffwechsel ist sehr hoch, daher benötigt der Eisvogel rund 10 – 30 g Nahrung pro Tag, um sein Gewicht halten zu können. 

Ein Eisvogel frisst je nach Fischgröße zwischen 13 – 25 Stück am Tag. Durchschnittlich sind dafür etwa 100 Versuche notwendig bei einer Erfolgsquote von etwa 20%. In Zeiten der Jungenaufzucht sind die Eisvögel so in Übung, dass sie in klaren Gewässern eine Erfolgsquote nahe 100 % erreichen können. 

Während der Brutzeit muss ein Eisvogelpaar 65 bis 100 Fische pro Tag fangen, um sich und seine 7 Jungen satt zu bekommen.

 

6. Feinde 

Hecht, Sperber, Wiesel.

Strenge Winter, auf Grund Zufrieren der Gewässer. 


7. Fortpflanzung

Geschlechtsreife: Bereits am Ende des ersten Lebensjahres. Und somit kann der Eisvogel bereits im darauffolgenden Jahr nach der Geburt Jungvögel bekommen.

Partnersuche: Monogame Brutehe, bei hoher Dichte leben Männchen in Bigamie mit zwei Weibchen. Auch Schachtelbruten sind möglich.

Paarungszeit: Februar und März

Paarungsritual: Eisvögel fliegen laut rufend durch die Reviere. Verfolgungsflüge über dem Wasser und durch Bäume.  Das Männchen übergibt dem Weibchen einen Fisch zum fressen und verbeugt sich. Gemeinsam sitzen sie auf einem Ast vor einem Brutplatz und rufen abwechselnd.

Paarungsakt: Das Männchen steigt auf das sich duckende Weibchen.

Eiablage: Ein Tag nach erfolgreichem Paarungsakt wird das erste Ei gelegt. 

Brutzeit: 19 – 21 Tage, für die Erstbrut Mitte April bis Anfang Mai, für die Zweitbrut im Juli. Es wird abwechselnd bebrütet, nachts meist das Weibchen. Bei Brutablösung ruft der ankommende Vogel, worauf der brütende Vogel die Höhle verlässt und der ankommende Vogel in die Bruthöhle geht. Die Brutablösung dauert etwa eine Minute. Brut beginnt wenn alle Eier gelegt sind.

Geburtstermin: Für die Erstbrut Anfang Mai, für die Zweitbrut Ende Juli 

Nestlingsdauer: 23 – 28 Tage, Ausflug der Jungen für die Erstbrut Ende Mai bis Mitte Juni, für die Zweitbrut Ende August. Bei früherem Brutbeginn der Zweitbrut kann der Ausflug auch bereits Mitte Juli sein. Falls eine Drittbrut stattfindet fliegen deren Jungen im September aus. Bei der sehr seltenen vierten Brut ist der Ausflug der Jungen im Oktober.

Zu Beginn werden die Jungen, die nackt und blind zur Welt kommen gehudert. Die Küken werden rotierend im Nest mit Nahrung versorgt. Zu Beginn werden Insekten verfüttert, dann kleine Fische die nicht größer sind als 4 cm. Etwa nach 10 Tagen öffnen sich die Augen. Nun wird nur noch nachts gehudert.  

Bruten: 2 Jahresbruten sind die Regel, vor Allem bei Gelegeverlust wird eine 3. Brut begonnen, sehr selten kommt es zu einer 4. Brut.

Nest: Im Steilufer werden Brutröhren in Lehm- oder Sandwänden angelegt, Brutröhren werden auch in Wurzelteller umgestürzter Bäume angelegt. 

Die Höhle befindet sich etwa 80 – 100 cm über der Wasseroberfläche, um gegen Hochwasser geschützt zu sein. Der Höhlenzugang steigt leicht an und ist etwa 40 – 80 cm lang und 10 cm im Durchmesser an deren Ende sich ein ovaler Kessel befindet mit 17 cm Durchmesser und 12 cm Höhe.

Am Bau sind sowohl das Männchen als auch das Weichen beteiligt. Der Bau dauert 2 – 3 Wochen.  Manchmal wird auch die Höhle des Vorjahres wieder bezogen. Benutzte Brutplätze sind am weißen Kot an der Eingangsunterseite zu erkennen.

Gelegegröße: 5 – 8 Eier, vormittags wird pro Tag ein Ei gelegt, die Eier sind weiß und rund. Nach Schlüpfen werden die leeren Eierschalen aus der Bruthöhle rausgetragen und über dem Wasser fallen gelassen.

Jungtiermuttertrennung: Meist etwa 1 bis 2 Wochen nach Ausfliegen aus der Bruthöhle.

Neurevierentfernung: Seine hohe Geschwindigkeit ermöglicht dem jungen Eisvogel im Sommer Wanderungen bis 1000 km um neue Reviere zu finden. Meist legen Weibchen größere Entfernungen zurück. Die Jungvögel der Zweit- und Drittbruten legen meist längere Wanderungen als die Jungvögel der Erstbrut zurück. Ab November sind die Vögel ortstreu und nehmen an Gewicht zu um durch den Winter zu kommen. Von etwa 40 g auf 46 g.


8. Verhalten

Verhalten: Er ist territorialer Einzelgänger und standorttreu. 

Bei Auseinandersetzung zweier Eisvögel wird zuerst gedroht durch hoch aufgerichtete Pose mit angelegten Flügeln, und falls das nicht reicht werden die Flügel voll ausgebreitet und der Eisvogel macht sich groß. Zu Kämpfen kommt es selten, wobei sich die Eisvögel immer wieder verfolgen, sich gegenseitig vom Ast schubsen oder gegenseitig mit den Schnäbeln verhaken.

Ausgiebiges minutenlanges Putzritual, vor allem während der Brutzeit. Der Vogel taucht hierfür mehrmals von einer Sitzwarte aus ins Wasser und schüttelt sich dann das Wasser aus dem Gefieder. Breitet seine Flügel aus und pflegt das Gefieder und auch die Zehen werden gepflegt. 

Sozialstruktur: In Brutzeit das Brutpaar mit den Jungvögeln. Außerhalb Brutzeit ist er Einzelgänger.

Aktivzeit: Tagaktiv

Schlaf: Schlafplätze sind in der Brutzeit auf Sitzwarten nahe der Brutröhre und des Gewässers. Außerhalb der Brutzeit können die Schlafplätze auch vom Wasser entfernt liegen.

Flug: Der Eisvogel durchquert sein Revier gerne im horizontalen Flug etwa 30-50 cm über der Wasseroberfläche. Wenn man bedenkt das der Eisvogel Reviergrößen entlang von Gewässern mit etwa 5 km besiedelt, kann er bei einer Geschwindigkeit von 60 km/h bereits in 5 Minuten sein Revier durchqueren. 

Brutpaardichte: Minimal ein Brutpaar auf etwa 0,5 – 3 km Gewässerstrecke 

Jagdreviergröße: Minimal 1,2 – 5 km

Gefahrenabwehr: Greifvögel entkommt der Eisvogel indem er flach über der Wasseroberfläche fliegt und plötzlich abtaucht.

 

9. Sinne

Sehen: Sehr Gut

Hören: Gut

Riechen: Gut

Schmecken: Gut

Tasten: Gut

Kompass: Durch Sternen- bzw. Sonnenstand und Magnetkompass.

Sprache: Vögel kommunizieren nicht nur über Laute/Gesang, sondern auch über das Gefieder, durch Mimik und Gestik.

Stimme: Der kurze, scharfe Ruf des Eisvogels klingt wie „tiht“ oder „ti-it“, das bei Erregung zu „tih-tih“ oder „tit-tit-tit“ abgewandelt wird.


10. Besonderheiten

1. Einzige Art in Mitteleuropa aus der Familie der Eisvögel

2. 1973 und 2009 Vogel des Jahres in Deutschland, 2006 Vogel des Jahres in der Schweiz und 2009 Vogel des Jahres in Österreich.

3. Seine Farbenpracht ist für Deutschland einzigartig. Wird gern als “fliegender Edelstein” bezeichnet.

4. Sein Kampfverhalten siehe hierzu mein Video unter dem Link
https://www.youtube.com/watch?v=TuJfflIv3xY