Hier folgt der Steckbrief zum größten Specht Europas – der Schwarzspecht.
Seine Bruthöhlen sind zu meist in alten Rotbuchen. Weitere spannende Infos folgen.
0. Überblick
1.Einordnung 2.Zahlen 3.Aussehen 4.Verbreitung 5.Ernährung 6.Feinde 7.Fortpflanzung 8.Verhalten 9.Sinne 10.Besonderheiten
1. Einordnung
Klasse: Vögel
Ordnung: Spechtvögel
Familie: Spechte
Gattung: Dryocopus
Art: Schwarzspecht
2. Zahlen
Länge: 57 cm
Schnabellänge: 6 cm
Spannweite: 70 cm
Gewicht: 260 – 340 g
Unterschied Weibchen Männchen: Weibchen und Männchen sind etwa gleichgroß
Nestgröße: Tiefe der Höhle zwischen 30 und 60 cm
Einflugloch: 13 cm hoch und 9 cm breit
Eigröße: 35 x 26 mm
Eigewicht: 13 g
Sterblichkeit Jungtiere: Sehr gering, Bruterfolg und Ausfliegerate liegt bei 85%
Geschwindigkeit: 40-60 km/h
Lebenserwartung: bis etwa 10 Jahre, maximal 14 Jahre
Bestand Deutschland: 40.000 Brutpaare
Bestandstrend Deutschland: Stabil mit +5%
Bestand Österreich: 5.500 Brutpaare
Bestand Schweiz: 4.500 Brutpaare
Bestand Europa: 1,1 Millionen Brutpaare
3. Aussehen
Allgemein: Komplett schwarzes Gefieder mit roter Scheitelzeichnung. Schlank und langer zweigeteilter Stützschwanz. Oberseite glänzend, Unterseite matt. Langer grauweißer Schnabel mit grauschwarzer Spitze. Iris erwachsener Spechte wirkt aus der Ferne weiß, aus der Nähe cremefarben. Vier graue Zehen. Zwei nach vorne und zwei nach hinten gerichtet. Krallen dunkelgrau.
Geschlechterunterschied: Die Rotzeichnung des Scheitels. Beim Männchen eine Haube vom Schnabelansatz bis in den Nacken. Beim Weibchen nur Beginn Hinterkopf bis in den Nacken.
Jungvögel: Am Ende des ersten Lebensjahres sind die Jungspechte ausgefärbt. Jungspechte sind erkennbar am Schnabel in elfenbeinfarben, schwarzer Iris, schwarzes Federkleid ist „hell“ schwarz. Rotzeichnung des Scheitels ist matter.
4. Verbreitung
Verbreitung: Nördliche und zentrale Paläarktis. Die Paläarktis umfasst Europa, Nordafrika und Asien – ausgenommen Indien, die Südteile der arabischen Halbinsel und die südlich dieser Gebiete gelegenen Inseln.
Nord- und Zentral Europa, ausgenommen die Britischen Inseln und Island.
In Südeuropa ist der Schwarzspecht flächendeckend nur auf dem Balkan vertreten.
Lebensraum: In Wäldern sowohl im Flachland als auch im Bergland bis nahe der Baumgrenze. Optimalhabitate sind Buchenwälder mit Fichten und Tannen oder in Eichen-Kiefern Mischwäldern.
Zugvogel: Nein, adulte Schwarzspechte sind ganzjährig ortstreu
Beobachtung in Deutschland: Ganzjährig
Gefährdung in Deutschland: Nicht gefährdet
5. Ernährung
Nahrung:
Hauptanteil baumbewohnende Insekten – vor allem Ameisen, Käfer, Larven
Kleiner Anteil pflanzliche Nahrung wie Früchte, Beeren oder Samen
Typ: Insektenfresser, Pflanzenfresser
Ort:
Frühjahr, Sommer und Frühherbst: In Baumstämmen – z.B. Holz- oder totholzbewohnende Ameisenarten
Spätherbst und Winter: Am Boden – z.B. Ameisenhaufen
6. Feinde
Habicht, Baummarder, Waschbär, Sperber, Wanderfalke und Uhu
7. Fortpflanzung
Geschlechtsreife: Zum Ende des ersten Lebensjahres
Partnersuche: Monogame Saisonehe. Häufig findet Wiederverpaarung mit letztjährigem Brutpartner statt
Paarungszeit: Ende Januar bis März
Paarungsritual: Trommelfolgen, Balzrufe, Höhlen zeigen und bauen
Paarungsakt: Das Männchen steigt auf das sich duckende Weibchen
Brutzeit: 13 Tage im April, Legeintervall der 2-6 Eier ist ein bis zwei Tage. Brut beginnt ab Ablage des letzten Eis
Geburtstermin: Ende April, Anfang Mai
Nestlingsdauer: 25-31 Tage im Mai, Anfang Juni. Nestlinge werden ersten acht Tage gehudert. Ab dem 17.Tag erscheinen Nestlinge am Höhleneingang
Bruten: 1 Jahresbrut (bei Gelegeverlust Ersatzbrut)
Nest: Bruthöhlen vor allem in hochstämmigen und möglichst freistehenden 80-100 jährigen Rotbuchen. Oder in anderen Laub- und Nadelgehölzen. Höhle ist meist in einer Höhe zwischen 10 und 20 Metern. Im Bereich der Höhle ist der Stammdurchmesser über 40 cm. Meist ist am unteren Rand des Einfluglochs eine abgeschrägte Regentraufe. Höhlen werden vor Allem in den Monaten März und April angelegt. Beide Geschlechter beteiligen sich daran. Ein Neubau dauert etwa 4 Wochen.
In Baden-Württemberg waren in einer Untersuchung von 379 Nisthöhlen, folgende Verteilung ermittelt worden, 185 in Rotbuchen, 113 in Tannen, 52 in Schwarzkiefern, 28 in Fichten und eine in einem Bergahorn.
Nestnutzer: In Europa sind 58 Tierarten bekannt, die entweder als Nachnutzer oder Konkurrenz die Bruthöhle benutzen. Darunter Hohltaube, Dohle, Star, Eulenarten, Gänsesäger, Schellente, Fledermäuse, Eichhörnchen, Marder, Mäuse.
Gelegegröße: 2-6 spitzovale, weiße glänzende Eier
Jungtiermuttertrennung: Nach vier bis fünf Wochen, im Juli
Neurevierentfernung: Meist innerhalb eines Radius von 50 km. In Extremfällen bis 1.000 km.
8. Verhalten
Verhalten: Brutpaar verteidigt sein Revier. Rivalenkämpfe sind ritualisiert durch wechselseitiges Stamm-Hochtreiben, Scheinfechten und im Extremfall Hackkämpfe.
Sozialstruktur: Einzelgänger außerhalb der Brutzeit
Aktivzeit: Tagaktiv, Dauer entspricht dem Sonnentag. Aktivitätshöhepunkte am frühen Vormittag und am späten Nachmittag.
Schlaf: In ausgedienten Bruthöhlen
Flug: Im Streckenflug weitgehend geradlinig. Erst kurz vor der Landung erfolgt der bogenförmige Anflug. Trotz der Größe sehr gewandter Flieger.
Klettern: Er kann mit gegrätschten Beinen am Stamm hochklettern.
Brutpaardichte: Etwa ein Paar auf 4 km²
9. Sinne
Sehen: Gut
Hören: Gut
Riechen: Gut
Schmecken: Gut
Tasten: Gut
Sprache: Vögel kommunizieren nicht nur über Laute/Gesang, sondern auch über das Gefieder, durch Mimik und Gestik
10. Besonderheiten
1. Größter Specht Europas und zweitgrößte Spechtart der Welt, nur der ostasiatische Puderspecht ist größer.
2. Die markanten Schwarzspechtrufe sind gut einen Kilometer weit zu hören.
3. Schwarzspecht stärkt Biodiversität, denn der Schwarzspecht ist ein wichtiger Bruthöhlenbauer, weil seine Höhlen werden von weiteren 58 Tierarten in Europa benutzt.
4. Vogel des Jahres 2011 in der Schweiz und 1981 in Deutschland.
5. Der Schwarzspecht braucht über 80 Jahre alte Bäume um seine Bruthöhlen bauen zu können.
6. Sehr kräftige Halsmuskulatur um das Hämmern und Trommeln abzufedern.
7. Das Schwarzspechtgehirn füllt den Schädel komplett aus ohne Gehirnflüssigkeit, sodass beim Hämmern und Trommeln das Gehirn sich nicht in der Flüssigkeit bewegt.
8. Das Hämmern und Trommeln wird abgefedert durch schwammiges Knochengewebe an der Schnabelbasis.